Wie gut, dass der Nikolaus einen so großen Bauch hat. Denn nur so kann er die kalten Winde aushalten, die am Nordpol wehen. Du und ich, wir würde hier sicherlich schnell erfrieren. Der Nikolaus und seine Engel jedoch nicht.
Er ist nicht erfroren, glaube mir. Denn rate einmal, was sich vor kurzem in Rauschendorf zugetragen hat und auch in der Vorweihnachtszeit immer wieder passiert: Man sitzt im Wohnzimmer und denkt an nichts Böses. Dann hört man ein zartes Glöckchen klingen. So zart, dass es nur durch die Hand eines Engels geläutet werden kann. Wenig später – schwere Schritte im Flur. Das Öffnen der knarzenden Tür.
In diesem Moment hältst du am besten kurz die Luft an, denn es wird nun sehr spannend. Zunächst sieht du einen Bischofsstab, dann einen dicken, bärtigen Mann in rot. Du weißt vielleicht bereits, dass das nur der Nikolaus sein kann. Schwer lässt er sich auf einen Stuhl fallen und schlägt das große, goldene Buch auf. Jetzt kannst du erst einmal durchatmen.
Seine Augen gleiten dann über die Zeilen des großen goldenen Buches und – halt am besten wieder die Luft an !- es entscheidet sich, ob der Nikolaus die Stirn in sorgenvolle Falten legt, oder ob ein Lächeln über sein Gesicht huscht. Er lächelt! Also weiteratmen.
Dann wirst du zu ihm gerufen und kriegst lobende, vielleicht aber auch nachdenkliche Worte. Er ist ja gar nicht so schlimm, denkst du jetzt bestimmt. Eigentlich ganz nett. Du merkst, er meint es wirklich gut mit dir. Dein Atem wird ruhiger, und dein Herz macht einen Riesensprung, als er dir ein schön verpacktes Geschenk in die Hand drückt Hoffentlich kommt er jetzt jeden Abend, denkst du noch, als er wieder hinausstapft, gefolgt von seinen Engeln.